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Planung und Ausführung 2007-2010 |
Arbeitsgemeinschaft mit Egli Rohr Partner AG |
Die Ueberbauung Siebenmättli liegt am südlichen Ende eines Siedlungsstreifens mit Mehrfamilienhäusern entlang der ehemaligen Stadtgrenze von Aarau zur Gemeinde Rohr. Das Grundstück wird gegen Westen durch den Bachlauf der Suhre und gegen Süden durch verschiedene Verkehrsbauten begrenzt. Auf der Ostseite schliessen Gewerbebauten an. Dahinter erstreckt sich ein Einfamilienhaus-Quartier.
Diese für das Schweizerische Mittelland typische Situation – im Spannungsfeld zwischen Verkehr, disperser Siedlungsstruktur und mehr oder weniger naturnahen Freiräumen gelegen - führt zum entwurfsbestimmenden städtebaulichen Ansatz: Drei L-förmige Baukörper bilden zusammen ein lockeres, hofartiges Bebauungsmuster. Jeder Baukörper nimmt durch seine Stellung Bezug auf seine spezifische Nachbarschaft jenseits der Parzellengrenze. Gleichzeitig erzeugt er im Verbund mit den anderen eine präzise grossmassstäbliche Figur, die einen Abschluss des Quartiers zur Strasse hin darstellt. Dabei treten die einzelnen Volumen gegenüber der Gesamtform in den Hintergrund. Die Stirnseiten stehen versetzt zueinander und verzahnen sich mit dem umliegenden Raum. Die damit erreichte Durchlässigkeit ermöglicht vielfältige Sichtbezüge und bindet die Siedlung an das Quartier an.
Das Projekt geht grundsätzlich der Frage nach, inwiefern stadträumliche Qualitäten erzeugt werden können, nicht durch die Baukörper selber, sondern durch die Beziehungen der Baukörper untereinander. Das Verhältnis von bebautem zu unbebautem Raum, seine Organisation und Ausgestaltung sind dabei die bestimmenden Faktoren.
Das landschaftsgestalterische Konzept nimmt die bereits am Ort vorhandenen Elemente auf und verdichtet sie: Bestehende Bepflanzungen werden ergänzt (entlang der Suhre) und Hartbeläge ausgeweitet (Erschliessung, Besucher-Parkplätze). Somit entstehen zwei die Siedlung umgreifende Klammern mit unterschiedlichen Eigenschaften und Stimmungen. Grosszügige Spielanlagen sind in die Grünzone mit Bachbepflanzung eingebettet. Der Innenbereich wird als modellierte Landschaft ausgebildet mit Wegnetz, Strauchbepflanzung als Filter entlang der Fassaden und schattenspendendem Baumbestand in der Mitte.
Das Erschliessungssystem auf Erdgeschossebene ist angebunden an ein übergeordnetes Fuss- und Velowegnetz, welches das Quartier, die nahegelegene Busstation und Naherholungsgebiete erschliesst. Die Erschliessung durch den Privatverkehr wird durch eine ringförmig angelegte Tiefgarage sichergestellt, welche es erlaubt, die Mitte der Siedlung unverbaut zu belassen und mit hochstämmigen Bäumen zu begrünen.
Das Raumprogramm umfasst 91 Wohnungen, 1 Atelier-Wohnung, 1 Gemeinschaftsraum, sowie 500m2 quartierverträgliche Gewerbenutzung. Es wird ein vielfältiges Spektrum von 2.5- bis 4.5-Zimmer-Wohnungen angeboten. Die meisten sind um ein zentrales Raumelement organisiert, einen durchgängigen Wohn-/Essbereich mit offener Küchenzeile. Damit wird der Bezug sowohl zur Siedlungsmitte, als auch nach aussen und in die Ferne hergestellt. Die Attikawohnungen bieten direkten Liftzugang und grösszügige Terrassen mit Weitsicht in die Jura-Hügel. Alle Wohnungen sind rollstuhlgängig.
Die Fassade besteht aus farblosen transluzenten Lichtwellplatten vor bläulich und grünlich durchschimmerndem Windpapier. Durch die entmaterialisierte Wirkung der Fassadenhaut wird den viergeschossigen Baukörpern ihre Massigkeit genommen, ihre Kanten werden diffus, und durch die teilweise Spiegelung der Umgebung in der Fassade "verschwimmen" die Körper. Brüstungsverkleidungen der Balkone und französischen Fenster im gleichen Material erzeugen in der Dämmerung vielfältige Lichteffekte.